Stecher: Sadeler, Johann (1550-1600)
Inventor: Vos, Marten de (1532-1603)

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Kupferstich, H. 24, 5 x B. 20, 4 cm; beschnitten, rechts unten im Bildfeld signiert: MD Vos inven: / I Sadlerus fec:. Basisinschrift: EGO IOHANNES, FUI IN INSVLA, QVÆ APPELLATVR PATMOS, PROPTER / VERBVM DEI ET TESTIMONIVM IESV. APOCALIP: I. Inventor: Marten de Vos (1532-1603), Stecher: Johann I. Sadeler (1550-1600).

Rechts unter einem Baum sitzt der jugendliche Evangelist Johannes und schreibt das Buch der Offenbarung an die sieben Gemeinden Asiens nieder. Sein Symbol, der Adler hält im Vordergrund mit dem Schnabel das Tintengefäß. Der Evangelist blickt zum Himmel empor, wo das geflügelte Apokalyptische Weib erscheint: "eine Frau, umkleidet mit der Sonne, der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen" (Offb 12, 1). Als Gegenpart befindet sich ihr gegenüber der siebenköpfige Drache mit Kronen auf seinen Häuptern, der mit dem Schwanz die Sterne vom Himmel hinwegfegt und auf die Erde wirft (Offb 12, 3 f.). Über der Apokalyptischen Frau halten zwei Engel ihren neugeborenen Sohn, den der Drache als Inbegriff des Bösen zu verschlingen droht, doch "ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron" (Offb 12, 5). Die Darstellung des Apokalyptischen Weibes nahm mit der Zeit immer deutlicher madonnenhafte Züge an. Die mariologische Deutung wurde für die Verselbstständigung des Bildtypus und die Ausbildung der gotischen Mondsichelmadonna bedeutend und führte schlussendlich zum klassischen Motiv der Immaculata im Barock. Besonders in der bildenden Kunst erscheint bei der Vision des hl. Johannes auf Patmos seit dem 16. Jh. das Apokalyptische Weib augenscheinlich als Muttergottes. Der beigegebene Text in unserem Blatt zitiert aber jene Bibelstelle von der Eingangsvision des Evangelisten mit dem Messias als dem eschatologischen Richter (Offb 1, 9).

G. M. Lechner, M. Grünwald

Hans Aurenhammer, Lexikon der christlichen Ikonographie, Wien 1959, S. 176-207, besonders S. 186. - LCI I, 1968, Sp. 145 -150 (J. Fonrobert). - A. Zweite, Marten de Vos, 1980. - Marienlexikon I, 1988, S. 190-193 (A. Ziegenaus, O. Steinmann). - Kat.: Sadeler, Padua 1992, S. 13-72.