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Ic_006 Die "Freien Künste"

Stecher: Küsel, Melchior (1626-1683)
Inventor: Baur, Johann Wilhelm (1606-1642)

1670

Radierung; H. 21,9 x Br. 22,8 cm; Plattenrand; Blattnummer: 36 (rechts unten). Unsigniert. Inventor: Johann Wilhelm Baur (Straßburg 31.5.1607-Wien 1642) [Serie: Iconographia, 1670]. Stecher: Melchior 1. Küsell (Augsburg 17.8.1626-um 1683). Quellen: Martianus Capella (5.Jh. n.Chr.), Oe nuptiis Mercurii et Philologiae; Cesare Ripa, Iconologia (1593) "Grammatica", "Rettorica", "Dialettica", "Geometria", "Musica", "Scoltura", "Pittura"; Plinius d.Ä., Naturalis historia XXIX, 54 (Kerykeion); Horaz, Oden I, 10,6; III, 11 (Hermes); Filippo Picinelli, Mundus Symbolicus, I, Köln 1715, lib. 9, Nr. 194, 197; Joachim von Sandrart, "Teutsche Academie", Nürnberg-Frankfurt/M. 1675. Inschrift (unten): Der freyen Künsten Zier hat heutigs Tags erlanget / Den allerhöchsten Grad. Die Mahlerey die pranget / Mit ihrem grossen Rohm, und Kunst = Vollkommenheit / Worinn sie übertrifft gar weit die alte Zeit // Wie unvergleichlich ist das messen und das bauen / Die Schiffarts Wissenschaft? das schnitzlen: stechen, hauen / Der Bilder und Gemähldt?? das Pflantzen edler Frücht / Die Wasser = Kunst?) man kans genugsamb preisen nicht.

Eine in eine Toga gehüllte und mit Lorbeer bekränzte junge Frau hält in der Linken Pinsel und Rauheisen, in der Rechten einen Stab mit Weinstock, zusammen mit Lorbeer und Kerykeion auf den Ruhm der Agricultura hinweisend (vgl.: Dionysius Lebeus-Batillius, Emblemata, 1596, Nr. 50). Die bildenden Künste sind durch Malerei (Pinsel, Palette, Lorbeer, Skizzenblatt), Architektur (Winkelmaß) und Skulptur (Puttobüste, Messer und Spachtel neben Büchern) vertreten. Durch das Kerykeion patroniert Hermes als Erfinder der Leier (Diodoros Siculus, Bibliotheke V, 75) und Vertreter der feineren Bildung die Kunsttätigkeit, welche sowohl an den Renaissancepalästen mit Pilaster- und Gesimsgliederung als auch in der Rezeption der antiken Monumentalsäule mit bekrönendem Pegasos (vgl.: Aratos, Phainomena 216ff., Pausanias, Perihegesis 9,31,3) als neuzeitliches Symbol der Dichtkunst (vgl.: Ovid, Metamorphosen V, 262-268) deutlich wird. Der Anspruch der Künste wird bei Baur wesentlich durch die Einbeziehung von "Wasserkunst" und "Schiffsbau" erweitert (Brunnen als Basis der Säule, anlegendes Schiff im Hafen). Letzterer verweist auf Leistungen in der Ingenieurbaukunst und auf Seehandel als Grundlagen für eine produktive Kunsttätigkeit (vgl.: Gregorio Guglielmi, Allegorie auf den Welthandel, Augsburg, Schätzler-Palais, 1767).

G. M. Lechner, W. Telesko

Lit.:. Thieme-Becker 3 (1909) 89f; 22 (1928) 73f; - AKL 7 (1993) 629f; - LCI 2 (1970) 703-713; - Hollstein XX (1977) Nr. 301-446; - Ripa, Iconologia I, 121, I 84f, 193; 11, 71-73, 121, 145f, 163; - Pigler II, 491-494,505f; - Henkel-Schöne, Emblemata 207f; - Hunger 309f; - Katalog: "Lieben und Leiden der Götter", Göttweig 1992, Nr. 98-105; - Lesky, Eggenberg, Taf:20, 21.

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