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Ic_019 Die "Fünf Sinne"

Stecher: Meyer, Conrad (1618-1689)
Inventor unavailable

1657

Kupferstich: H. 25.5 x Br. 15.3 cm: beschnitten. Blattnummer und Signatur im Bild unten: 4. Con: Meijer fecit. Stecher: Conrad Meyer (Zürich 1618- ebd.1689). Quellen: Ps 119 (118), 130 (Inschrift); Ripa, Iconologia (1593) "Sentimenti". Inschrift (oben): Fünfer Sinnen rechter Sinn Bringet Leib und Seel Gewinn; (Buch): Wann / dein wort / offenbar wird, so / erleüch= / tet es, / und mach / et die ein / faltigen / verständig // o HERR; / Dein Wort / ist ein Kerzen / meinem Fuß, / und ein Liecht / auf meinem / wäg: Psal: / CXIX; (unten): I. Visus. 0 Schoepfer, der du mir der Sinnen fünf gegeben, / NR: die auch den Thieren gemein: verhuet ein thierisch Leben: von eitelm Augenlust abwende mein Gesicht, / daß ich es nur auf guts, und auf das Ewig richt! // 2. Auditus. Verleümdung, Aergernus, Gedicht und falsche Lehre, / auch Narrentheidigung nicht mein Gehör versehre: / das seligmachend Wort in meinen Ohren kling, / und von denselbigen hineijn zum hertzen dring! // 3. Odoratus. 0 das ich den Geruch also gebrauch auf erden, / damit ich meinem Gott ein guter Gruch moeg werden: / mein Oel und Amber seij der Sünden Rew und Schmertz, / glaeübiges Gebaett, und ein demuetig Hertz! // 4. Gustus Beij dem Geschmak, ô Herr, im Trinken oder Essen, / laß dein, alß Gebers, mich zu keiner Zeit vergessen: / damit ich maessig bleib', und nicht durch Speiß und Trank, / am Leib und an der Seel mich selber mache krank! 115 Tactus. 0 Hoechster, gib mir mehr Empfindung deiner Guete, / alß aber deines Zorns: vor Sünden mich behuete, / und ruehre so mein Hertz, daß es zugleich empfind mein und des Naechsten Creütz und Trost im sterben sind! // Einer Kunst= und Tugendliebenden Jugend / in Zürich, ab der Burgerbibliothec / für das 1657. Jahr, verehrt. Neujahrsblatt für 1657.

Die Fünf Sinne sind besonders in den Niederlanden des 16. und 17 Jhs gehäuft dargestellt. Bei Meyer ist nicht jeder der fünf Sinne wie bei Jacob Matham (? 1631) und Jan Saenredam (? 16(7) einer Personifikation zugeordnet, sondern eine sitzende weibliche Gestalt vereinigt in verschiedenen Attributen, verbunden mit einem Lob Gottes (Ps 119 [ 118], 130), die menschlichen Sinne: Gehör (Laute, Hirsch); Geschmack (Affe, der Früchte verzehrt; Hähnchen und Wein auf dem Tisch; Geruchsinn (Blumenvase am Tisch, Windhund); Gesichtssinn (Adler); Tastsinn (Rute, Spinnennetz). Der christliche Bezug erfährt hier wie in den Blättern des H. Goltzius nicht in der Verbindung mit biblischen Ereignissen Ausdruck, sondern vor allem in den moralisierenden Inschriften. Die Spannweite der Fünf Sinne-Ikonographie demonstriert in dieser Hinsicht Jan Saenredan, der diese am Beispiel von fünf Pärchen exemplifiziert und das Geschehen auf den Stichen in der Inschrift (z.B.Tastsinn: Bartsch 4 [1980] 415 [Nr.99]) entsprechend moralisch kommentiert, hier vor allem den "Geschmackssinn", welcher auch in Hertels Ripa-Edition von 1758/60 durch ein dionysisches Geschehen mit Bacchus Anreicherung erfährt.

G. M. Lechner, W. Telesko

Lit.: Thieme-Becker 24 (1930) 467; - LC1 4 (1972) 160f:; - Hol1stein XXVII (1980) Nr. 212; - Ripa, Iconologia II, 166f:; - Maser; Ripa, Nr. 110, 111, 112, 113, 114, - Pigler II,483-485, 581f:; - Bartsch 3 ( 1980) 118-120 (Nr. 118-122) [Goltzius); 4 (1980) 256 (Nr. 279) [Matham]: 411-415 (Nr. 95-(9) [Saenredam); 52 (1986) 265-269 (Nr. 231-235) [ Cort nach Floris].

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