Stecher: Thomas (van Yppern)?, Johannes
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1661

Schabkunstblatt, H. 30,9 x Br. 24,3 cm; beschnitten. Unsigniert, vermutlich von: Johannes Thomas (van Ypern), flämischer Maler und Radierer (Ypern 1617 - Wien 6. IX. 1678). Inschrift: IL VERO RITRATTO DEL UNICO TlTIANO / Dedicato alla Sacra Cesarea Maesta deli Augustissa Imperatrice Eleonora Regina d' Ongharia, & Boemia, Siga / Siga sempre Clemma dall Humilissmo, & Devotissmo Serre giovan Thomaso Pittore dato in luce in questa / nuova inventione in Vienna LI 30 Marzo L Anno 166l.

Schüler bei Giovanni Bellini und unter Einfluß Giorgiones. Nachgewiesen 1511 in Padua, 1545/46 in Rom, 1548 und 1550/51 in Augsburg. War ein in ganz Europa gesuchter Porträtist und stand 1530-50 auf der Höhe seines Ruhmes. Die Bildnisse sind Persönlichkeitsschilderungen von äußerlich repräsentativem Anspruch und doch zugleich von einer tiefen, persönlich-menschlichen Charakterisierung. Die Raumtiefe wird nicht mehr nur kompositionell gestaltet, sondern farbig. Seine Bilder bauen sich damit durch Zusammenfassen großer Farbeinheiten auf. Ab 1550 tritt eine zusätzliche Steigerung der Komposition durch dramatische Licht- und Schattengebung hinzu, was eine einzigartige, schwebende Aussagekraft des Farbigen schafft. Dieser ungeheuren Wirkung Tizianischer Farbenkunst folgten EI Greco, Velasquez, P. P. Rubens und van Dyck. Gedächtnisstich (nach Nr. 70), Büstenporträt nach links mit Gesicht im Profil. Die linke Schulter, als Vordergrund mit Pelzkragen belegt, gibt dem Porträt die Tiefe. Abstehender Kinnbart und kurzer Wangenbart Tizians, schmaler Schnauzer. Die hohe Stirn teilweise von einer Kappe verdeckt, die bis zu den Ohren reicht und auch kein Haupthaar zeigt. Hintergrund dunkel gehalten. Über den Rücken verläuft zur rechten Schulter hin eine goldene Doppelkette.

G. M. Lechner

Lit.: Hans Tietze, Tizian, Leben und Werk, Wien 1936. - Peter Dreyer, Tizian und sein Kreis, Holzschnitte, Berlin o. J., 49 f Nr. 16. - Thieme-Becker XXXIV (1926) 158-172. - Kindler-Lexikon V 517-530. - Bauer-Enzyklopädie VIII 2692-2700. - Wilckens 269 f - E. Waldmann, Tizian, Berlin 1922.