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Vf_025 Gnadenbild "Sancta Maria ad Sanguinem" von Klattau (Klatovy)

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Stahlstich, H. 10, 2 x B. 7, 4 cm; aus einem Buch herausgeschnitten, auf der Rückseite mit slawischem Text bedruckt.

Die ehemalige Buchillustration zeigt Maria mit Kind im byzantischen Typus der Hodegetria, von zwei Engeln mit Blüten bekränzt, nach dem Vorbild der Madonna de Rè, einem norditalienischen Wallfahrtsort im Tal von Vigezzo (Piemont, Diözese Novara). Der slawische Text auf der Rückseite weist darauf hin, dass es sich beim dargestellten Gnadenbild um die böhmische Kopie in Klattau (Klatovy) handelt. Besonders auffallend bei diesen Mariendarstellungen ist der fast halbwüchsige Christusknabe am Schoß der gekrönten Muttergottes, der segnend eine Schriftrolle hält. Die drei Blutstropfen auf Marias Stirn verweisen auf das Wunder in Re, das dem Gnadenbild den Titel "Sancta Maria ad Sanguinem" einbrachte. Die Ursprungslegende der Wallfahrtsstätte berichtet, dass 1494 Giovanni Zuccone einen Stein gegen die Stirn der Muttergottes schleuderte, damals noch Malerei auf der Außenwand der Dorfkirche. Aus der Stirnwunde kam in den darauf folgenden Tagen so viel wohlriechendes Blut, dass es aufgefangen und als kostbare Reliquie verehrt wurde. Die erste Wallfahrtskirche war 1627 fertig gestellt und wurde 1658 durch eine größere ersetzt. Auch die Kopie in Klattau, die vom Rauchfangkehrer Bartolomeo Rubeis (oder Ricolt) aus Re nach Böhmen gebracht wurde, soll 1685 vor Zeugen zu bluten begonnen haben. Weitere Filiationen sind in der Schweiz, Tirol (Einsiedelei St. Johann), Salzburg-Mülln, Kärnten (Griffen) und Ungarn nachzuweisen; am bekanntesten ist die Version in St. Oswald zu Traunstein, die laut Inschrift beim Kirchenbrand 1704 unversehrt geblieben war. Allen Nachahmungen gemeinsam ist die Bildbezeichnung nach dem Original: "In gremio matris sedet Sapientia Patris" - "Auf dem Schoß der Mutter sitzt die Weisheit des Vaters", die gewöhnlich auf der Schriftrolle des Christusknaben geschrieben steht. Auch das Gnadenbild von Klattau im Böhmerwald wurde in zahlreiche Kopien weiter verbreitet, die dann selbst große Verehrung genossen und Ziel von eigenen Wallfahrten wurden wie z.B. Teplei bei Trebnitz (Diözese Leitmeritz).

G. M. Lechner, M. Grünwald

J.P. Kaltenbaeck, Mariensagen, 1845, S. 255. - J. Blumrich, J. Zackl, Sudetenland - Marianisches Land II: Die deutschen Marienwallfahrtsorte der Diözesen Leitmeritz und Königgrätz, Königstein/Taunus 1954, S. 61 f., Abb. 45, 46. - Georg Schierghofer, Wilhelm Schels, St. Oswald/Traunstein, Schnell-Kunstführer Nr. 536, München-Zürich 2 1976, S. 12. - Leopold Kretzenbacher, Das verletzte Kultbild. Voraussetzungen, Zeitschichten und Aussagewandel eines abendländischen Legendentypus, in: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte, Jg. 1977, H. 1, München 1977, S. 24-45. - H. Sperber, Unsere Liebe Frau, 1980, S. 139-143. - Marienlexikon 5, 1993, S. 415 f. (C. Henze). - E. Grabner, Mater Gratiarum, 2002, Abb. 18, S. 33-50.

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