Stecher: Kilian, Lucas (1579-1615)
Inventor: Buonarotti, Michelangelo (1475-1564)

Year unavailable

Kupferstich, H. 23, 2 x B. 17, 6 cm; beschnitten, stark stockfleckig. Unten signiert, links: MICHAEL. ANG. / B. pinxit Romae., in der Mitte: L. Kil: A. fecit. Basisinschrift: DOLOR MEVS SUPER DOLOREM, IN ME COR MEVM MOERENS. Inventor: Michelangelo Buonarotti (1475-1564), Stecher: Lukas Kilian (1579-1637), Augsburg.

Die Signatur greift Michelangelos Inschrift am Brustband seiner Pietà (1497-99) auf: Michael. Angelus. Bonarotus. Florent. Facieba(t). Hier allerdings durch "pinxit" ersetzt. Das Vorbild (H. 174 x B. 195 cm), die Marmorstatue in St. Peter zu Rom (ab 1749 am heutigen Platz), ist im Stich des Lukas Kilian nur mehr schwerlich zu erkennen, da die Darstellung zu wenig plastisch wirkt und zu starke verunklärende kompositionelle Eingriffe des Stechers aufweist. Zudem findet Mariens Klage in der Grabhöhle mit Ausblick auf eine triste Landschaft statt; in den Wolken wird ein Kardinalswappen mit zwei sich vertikal voneinander trennenden Pfeilspitzen gezeigt, vermutlich nicht das Wappen des Auftraggebers, des französischen Kardinals Bilhères de Lagraulas, Kardinalpriester von S. Sabina, Abt zu Saint-Denis und einstiger Gesandter König Karls VIII. in Rom, wohl aber war die Pietà als Grabfigur dieses Kardinals gedacht. Der Stich bringt zwischen den beiden Signaturen die Dornenkrone vor Mariens Füßen an, diese fehlt bei Michelangelo zur Gänze.

G. M. Lechner, M. Grünwald

Joachim Poeschke, Die Skulptur der Renaissance in Italien 2: Michelangelo und seine Zeit, München 1992, S. 75-77, Taf. 17-19, Abb. 8-10.