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Vf_018 Wallfahrt zur "Muttergottes der Barmherzigkeit" von Maria Anzbach, um 1680/90 Kupferstich des Wallfahrtsortes

Stecher: Lerch, Johann Martin (1659/84 in Wien tätig)
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1680/90

Kupferstich (Neuabzug), H. 17, 8 x B. 28, 5 cm; links unten signiert: Lerch f. Inschrift über der Vedute: Die Muetter Gottes der Barmherzigkeit genandt. in Anzbach hinter dem Wiener Waldt ligent. Stecher: Johann Martin Lerch (aus Oberleinigen/Württemberg, nachweislich 1659-84 in Wien tätig, vorübergehend in Prag).

In der volkstümlichen Darstellung des Wallfahrtsortes Maria Anzbach schwebt im Zentrum das Gnadenbild, nach barockem Brauch bekleidet und bekrönt, in einer Strahlengloriole auf Wolken über der Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau als Mutter der Barmherzigkeit". Die Marienstatue aus der ersten Hälfte des 15. Jhs, jedoch im Barock stark überarbeitet, trägt in ihrer Linken den Jesusknaben mit Reichsapfel, in der Rechten hält sie ein Szepter und weist damit hinunter auf den Gnadenort. Aus allen Himmelsrichtungen strömen Prozessionen mit Fahnen zur nur aus wenigen Häusern bestehenden Ansiedlung und zur Wallfahrtskirche, deren Turm noch ein hohes Walmdach und nicht den heutigen Doppelzwiebelhelm zeigt. Rechts im Hintergrund ist auf einem Bergrücken die Burg Neulengbach zu sehen. Von der großen Bedeutung der Wallfahrt zeugt schon die Predigt "Der glückliche Fischzug in Anzbach" von Abraham a Santa Clara (1644-1709) aus dem Jahr 1677. Der Legende folgend, wandten sich 1680 die letzten vier von der Pest verschonten Ehepaare aus Ollern nach Maria Anzbach. Als sie von der Wallfahrt heimkehrten, kamen ihnen die unheilbar Erkrankten bereits wieder gesund entgegen. Eine andere Geschichte berichtet, dass 1683 Türkenscharen die Kirche durch eine in die Kanzel geworfene Fackel in Brand stecken wollten, die jedoch auf wundersame Weise erlosch und keinen Schaden anrichtete. Die so genannte "Türkenfackel" wird noch heute wie eine Reliquie in einem Glaskästchen am linken Presbyteriumspfeiler aufbewahrt. Beide Legendenmotive belegen jedoch das Hauptanliegen an die "Muttergottes der Barmherzigkeit": Hilfe gegen die Pest- und Türkennot.

G. M. Lechner, M. Grünwald

G. Kolb, Marianisches NÖ, 1899, S. 315 f. - G. Gugitz, Andachtsbild, 1950, S. 108. - A. M. Pichler, W. Böhm, Wege, 1953, S. 181. - G. Gugitz, Gnadenstätten II, 1955, S. 87 f. - Fischer/Stoll, Handbuch I, 1977, S. 59. - P.M. Plechl, Wallfahrt NÖ, 1978, S. 75 f. - Senta Porsch, Wallfahrtskirche Maria Anzbach, Maria Anzbach-Wien 1983. - Kat.: Wallfahrten in NÖ, 1985, Nr. 334 a), S. 179 (G.M. Lechner). - Marienlexikon 4, 1992, S. 278 f. (G. Gugitz). - Dehio NÖ/S II, 2003, S. 1292-1294.

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