Stecher: Sadeler, Raphael (1560-1632)
Inventor: Piazzo, Paolo und Franco, Giacomo (ca. 1557-1621), (1550-1620)

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Kupferstich, H. 18, 0 x B. 23, 8 cm; beschnitten. Unten im Bildfeld signiert: Raphael Sadeler Iunior scalpsit et excudit. // P. Piazza a C. Franco inuentor // Cum priu. S.P. et S.C.M. Oben Bezeichnung: PVRISSIMVM CASTITATIS SPECVLVM. Basisinschrift: Virgo semel Puer hic, bis vir, bis foemina: Virgo / Est ope, Magne Puer, foemina virque tuâ. // Per te casta Parens, est casta SCHOLASTICA per te, / Zonam à te IOSEPH et BENEDICTVS habent. // Rectè inter flores lymphasque habitatis: Odora / Est Rosa Virginitas, Virgo Aqua Virginitas. Inventoren: Paolo Piazzo (ca. 1557-1621) und Giacomo Franco (1550-1620); Stecher: Raphael I. Sadeler (1561-1628).

Als Inventoren des mit "reinster Spiegel der Keuschheit" betitelten Blattes firmieren venezianische Kupferstecher, nämlich der Verleger Giacomo Franco und der Maler Paolo Piazzo. Als Stecher signiert der aus Antwerpen stammende Raphael I. Sadeler, der mit seinem Bruder Johann I. (1550-1600) u.a. in Venedig tätig war, von wo er nach 1604 nach München berufen wurde. Der Stich dürfte vermutlich in die venezianische Zeit um 1601-04 fallen und zeigt in der Art Paolo Veroneses (1528-1588) die Hl. Familie vor einer Palastkulisse und zwar nach dem ikonographischen Topos einer Ruhe auf der Flucht nach Ägypten. Maria wird vom Ordensgründer Benedikt und seiner Schwester Scholastika flankiert, denen das Jesuskind zum Lohn ihrer Keuschheit Blumenkränze überreicht. Die Benediktinerheiligen tragen als Klostervorstände attributiv die Insignien ihrer Würde. Derartige Kompositionen sind bei Raphael I. Sadeler öfters anzutreffen und dienten häufig als graphische Vorlagen für Tafelbilder monastischen Inhalts mit Stiftern und Donatoren, wie dies Exemplare in den Sammlungen von Göttweig, Seitenstetten und St. Lambrecht/Stmk. belegen.

G. M. Lechner, M. Grünwald

Thieme-Becker 12, 1916, S. 365; 26, 1932, S. 567 f.; 29, 1935, S. 301. - Kat.: Sadeler, Padua 1992, S. 73-88 (Lit.).