Stecher: unsigniert
Inventor: unsigniert

Keine Datierung verfügbar

Kupferstich, H. 50, 8 x B. 36, 5 cm (Plattenrand); unsigniert.

Die immer der deutschen Schule zugeordnete Beweinung Christi scheint eine spätere und freie Replik nach Gerrit von Honthorsts Altarblatt zu St. Bavo in Gent zu sein. Der bislang unbekannte Stecher ist mit seinen Vorlagen sehr frei umgegangen und zeigt Maria als Dolorosa auf einem Steinsockel sitzend, den Leichnam ihres Sohnes am Schoß, während Maria Magdalena zu Füßen Christi weint. Die Trauergesten sind kaum überzeugend, Maria ist sogar durch ein leichtes Lächeln gekennzeichnet. Ebenso tummeln sich Putti fröhlich mit den zwölf Arma Christi um die Dreiecksgruppe und gehen spielerisch mit den Leidenswerkzeugen um, nur selten ist wie beim Lanzenengel Betrübnis sichtbar. Über dem Kreuz erscheint in den Wolken ein Engel mit dem Veronikatuch, nach Art der Dürer'schen Eisenradierung von 1516 (bzw. Zeichnung 1515) gestaltet, er bildet die Spitze der Gesamtkomposition. Das eucharistische Moment wird von einem Putto gekennzeichnet, der Kelch und Hostie über dem Kreuz hochhält, darunter der Eingang zum Grab Christi und damit bereits Hinweis auf Christi Auferstehung. Einzelne Details der Leiber sind nicht immer anatomisch überzeugend ausgefallen. Christi Leichnam wird in seiner Stellung wieder bei Jacques Stella (1596-1657) im Gemälde der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen (Inv.-Nr. G 198) in Weimar wiederholt.

G. M. Lechner, M. Grünwald

Kat.: Poussin, Watteau, Chardin, David ..., Peintures françaises dans les collections allemandes XVIIe-XVIIIe siècles, Paris 2005, Nr. 141, S. 424.