Stecher: unbekannt
Inventor unavailable

18 Jh.

Kupferstich: H. 35,3 x Br. 50,2 cm; beschnitten. Unbekannter Stecher (18. Jahrhundert).

Jupiter nähert sich als Apollo oder Diana verkleidet der keuschen Nymphe Kallisto und mißbraucht sie. Die von Zeus aus Angst vor der Rachsucht seiner Gemahlin Hera in eine Bärin verwandelte Kallisto fand in der mythologischen Literatur unterschiedliche Schicksale. Die bekannteste Version berichtet von der Tötung der Bärin auf der Jagd durch Diana. Das Offenbarwerden der Schwangerschaft der Nymphe im Bad ist Thema verschiedener Gemälde Tizians und seiner Schule (London, Bridgewater House; Wien, KHM, Inv. Nr. 71; Madrid, Prado, Inv. Nr. 424: Kopie nach Tizian von J.B. del Mazo [?», die im wesentlichen auf Annibale Carraccis Fresko in der römischen Farnese-Galerie (1597) basieren. Die Zweispaltigkeit der Komposition und die strafende Geste Dianas lassen sich im vorliegenden Blatt eindeutig von Tizian ableiten. Die Bestrafung der ungehorsamen Kallisto durch mit Ruten auf sie einschlagende Nymphen ist quellenmäßig nicht belegt. Ähnlich eigenartig ist die Verlegung des Geschehens in den klassisch gestalteten Innenraum mit römischen Pilastern und Säulen anstatt der üblicherweise dargestellten Freiraumszene.

G. M. Lechner, W. Telesko

Lit.: Hunger 178; - Die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien, Wien 1991, Taf. 47; - Museo del Prado: Inventario general de Pinturas, I,. Madrid 1990, Nr. 729, S. 206; - H. Tietze, Tizian-Gemälde und Zeichnungen, Wien 1936, Abb. 234, 235; - Pigler II, 76-79; - Alfons Reckermann, Amor Mutuus, KölnWien 1991, Abb. 14; - Bartsch 52 (1986) 181 (Nr. 157 - I )[Cornelis Cort nach Tizian]. Quellen: Ovid, Metamorphosen II, 442-453; Ovid, Fasti II,155-192; - Apollodori Biblioteca 3,8,2; - Pausanias, Perihegesis 1,25, 1.8,3,6 f.