"Das barocke Thesenblatt"
Rezeption graphisch vermittelter Vorbilder am Göttweiger Neubau
Gregor M. Lechner
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Für den Göttweiger Neubau lässt sich der stringente Nachweis erbringen, dass hier beschäftigte Künstler Bestände der Göttweiger Sammlung als Vorlagen und Anregungen benutzten. Dies war nachweislich auch der dominierend praktische Zweck der zahlreichen Ankäufe Bessels: "Wie aus den Kontrakten dieser Zeit hervorgeht, legte der Bauherr den Künstlern vor Abschluß eines Vertrages entsprechende Stiche vor, die seinem Geschmack und seiner Erwartung entsprachen. Waren die Vorlagen vom Standpunkt des Künstlers aus gesehen verwendbar, wurde an der Komposition nichts geändert. Schienen sie jedoch aus technischen oder künstlerischen Gründen nicht zweckentsprechend, so wurden sie umgezeichnet, wobei es nicht selten geschah, daß für ein und dasselbe Objekt zwei oder mehrere Stiche als Vorlage dienten. Erst dann, wenn es den Vorstellungen des Bauherrn entsprach, durfte der Stich bzw. die Zeichnung in Holz oder Stein umgesetzt werden". (Emmeram Ritter, Geschichte der Graphischen Sammlung des Stiftes Göttweig: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs 1963, 79)

Mit Johann Lucas von Hildebrandt (bis 1725), Franz Jänggl (bis 1732), Franz Anton Pilgram (ab 1726/34 bis 1746) und schließlich Johann Schwerdtfeger waren divese nicht unbedeutende Künstler am Wiederaufbau des barocken Stifts beteiligt. Speziell bei Franz Anton Pilgram sind Vorlagen und Einflüsse von Musterbüchern nachzuweisen, so für das Portal des westlichen Vorwerks an der Einfahrt, wie nach Vouet, nach Fäsch, Heinecken und Furttenbach d. J.. Auch das für Pilgram so typische Motiv des Giebels, der in gebrochenem, spitz zulaufendem Bogen die Portalfront krönt, die an den Portalen angebrachten Rokoko-Vasen, über Doppelkonsolen aufgestellt, all dies lässt sich belegen aus Fäsch und Nikolaus Goldmann.

Ein prominentes Beispiel für Rückgriffe auf bestehende Bildvorlagen ist das Deckenfresko Paul Trogers in der Kaiserstiege im westlichst vorstoßenden Trakt der Stift Göttweig. Es zeigt zentral die Apotheose Kaiser Karl VI. als Helios-Apoll auf goldenem Triumphwagen als Beschützer von Wissenschaft und Kunst. Der unvoreingenommene Betrachter erkennt hier das alte und immer neue Thema "Triumph des Lichtes", das Thema einer weltlichen Apotheose, das sich durch den gesamten österreichischen Barock seit der Mitte des 17. Jahrhunderts zieht. Die Porträttreue des Phoebus-Apoll/Karl VI. einerseits, der Muse der Architectura/ Karls Tochter Maria Theresia andererseits, sowie die exponierte Darstellung des Tierkreiszeichens Waage ? das Sternzeichen der Geburt Karls wie auch seiner Wahl zum Kaiser ? sind jedoch Indizien dafür, dass dieser Phoebus-Apoll mehr ist als Helios, nicht nur ein Zeichen für den Helden, sondern Karl VI. selbst. Der Entwurf für das elaborierte Programm des Freskos ist, so geht es aus einem überlieferten Vertrag vom 3. November 1738 eindeutig hervor, dem Abt Gottfried Bessel selbst zuzuschreiben. In diesem Kontrakt verpflichtet sich Paul Troger: "nachdem ihme von Ihro Hochwürden und Gnaden eröffnetem Concept auf das Beste und nach seiner Bekanten Kunsterfahrenheit zu mahlen, hierzu keiner frembden Mahlers Hülf sich zu bedienen, sondern alles mit seiner selbst aigenen Hand alleinig zu verferttigen, auch umfänglich einer Zeichnung, nach dieser aber einen Schizzo mit Farben zu entwerffen und vorzuzeigen ... Die Archi Tectur ebenfalls auf seine Kosten zu besorgen, und hierzue eines ihme anständigen Architectur Mahlers zu bedienen ... ".

Auch der lokale Bildhauer Johann Schmidt bediente sich bei den Entwürfen der Vasen und Büsten, die er für die Kaiserstiege schuf, vorgegebener Vorlagen aus der Sammlung des Stifts. Die Reliefdarstellungen auf den zwölf Vasen des Bildhauers Johann Schmidt folgen den Monatsbildern von Joachim von Sandrart, deren Originalgemälde 1637 für das Schloss Schleißheim vor München in Auftrag gegeben wurden und sich heute im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zu München befinden. Die Schmidt'sche Rezeption erfolgte über die weit verbreitete Nachstichserie dieser Monatsbilder aus dem Jahre 1651. Auch die Steinbüsten berühmter Renaissance- und Barockkünstler in den Okuli der Kaiserstiege basieren vereinfachend auf grafischen Vorlagen von Joachim von Sandrart, namentlich den Künstlerporträts aus seiner "Academia / Nobilissimae / Artis Pictoriae", Nürnberg 1683. Ein Vertrag vom 12. Dezember 1737 mit Abt Gottfried Bessel verweist ausdrücklich auf graphische Vorlagen: "nach denen ihm vorgewiesenen Kupfern und Proportion der Höhe sauber und nach sainer wohl erlernten Kunst mit möglichsten Fleyss ohne der mündesten Ausstellung von Bildhauerarbeith auss egenburger Stain,jedes Stuckh dergleichen Vasen und Statuen pr. acht Gulden".