"Venezianische Veduten"
Ein Cicerone durch das Venedig des frühen 18. Jahrhunderts
Ovids Metamorphosen und die mythologische Tradition
Gregor M. Lechner
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Immer wieder taucht die Frage auf, warum auch in der Ausstattung von Klöstern und kirchlichen Gebäuden mythologisch-profane Themen so zahlreich vertreten sind, wo man diese doch eher in Schlössern und Galerien vermutet. In Göttweig stellt sich diese Frage nicht nur angesichts der Ausstattung des sogenannten Wasserkabinetts, sondern auch beim Gemäldeschmuck der Fürstenzimmer.

Und nicht minder erstaunlich scheint es, daß die Göttweiger Brunnenpyramide vor der Klosterkirche keine Motive aus der Heiligen Schrift aufgreift, sondern auch hier mythologischen Motiven der Vorzug gegeben wird. Nicht Darstellungen der Taufe oder des Quellwunders sind auf den Reliefs über dem muschelförmigen Wasserbecken zu finden, sondern mythologische Themen wie die "Tötung der Medusa durch Perseus", die "Zähmung der Rosse durch Kastor und Pollux ", "Neptun als Meeresbeherrscher mit Dreizack" sowie ein "Triton mit Muschelhorn".

Die weite Verbreitung mythologischer Themen auch im kirchlich-klösterlichen Kontext erscheint jedoch weniger erstaunlich, wenn man bedenkt, welche bedeutende Rolle die antike Überlieferung in der humanistischen Bildung der Zeit spielte. Und trotz wiederkehrende Kritik an profanen Themen waren es nicht zuletzt bedeutende Kardinäle, die als Auftraggeber heidnischer Dekorationen ihre humanistische Bildung mit ausgeklügelten Bildprogrammen und anspielungsreichen mythologischen Reminiszenzen unter Beweis stellten, auch wenn diese Vorliebe fürs Heidentum manchmal auf Kosten von Moral und Glauben zu gehen scheint.

Die mit Abstand wichtigste und umfassendste Quelle für mythologische Themen ist sicherlich der römische Dichter Ovid (43 v. Chr. - 17 n. Chr.). Mit den rund 250 Erzählungen seiner Metamorphosen, deckt er nahezu die Hälfte aller mythologischen Themen der Kunstgeschichte ab. Seit dem 16. Jahrhundert erscheinen in dichter Folge eine unübersehbare Zahl illustrierter Ovidausgaben und -bearbeitungen in allen europäischen Sprachen.

Bei der Erwähnung nur einiger der wichtigsten Editionen dürfen keinesfalls ungenannt bleiben: die "Picta Poesis" des Barthélemy Aneaus von 1552 mit Auszügen aus den Metamorphosen in Emblemform, die Holzschnittausgabe "La Métamorphose d' Ovide figurée" von 1557, die in Lyon bei Jean de Tournes erschien, die 1559 bei Gabriello Symeoni in Florenz erschienenen "Metamorfoseo d' Ovidio, figurato & abbreviato in forma d' Epigrammi", gleichfalls in Emblemform, oder die 1563 von Virgil Solis d. Ä. (1514-1562) bei Sigmund Feyerabend in Frankfurt am Main erschienenen "Tetrasticha in Ovidii Metamorphosei Lib. XV, quibus accesserunt Vergilij Solis figurae elegantissimae" von Johannes Posthius (1537-1597) aus Germersheim.

Ihr deutscher Untertitel lautet: "Schöne Figuren auß dem fürtrefflichen Poeten Ovidio allen Malern, Goldschmiden und Bildthauern zunutz unnd gutem mit fleiß gerissen durch Virgilium Solis und mit Teutschen Reimen kürtzlich erkleret." Unzweideutig ist hiermit zum Ausdruck gebracht, daß diese Editionen vor allem als Quelle für Maler und Bildhauern gedacht waren, die häufig des Lateinischen nicht mächtig waren.

Immer war den Metamorphosen eine allegorische Auslegung implizit und als Schatzhaus antiken Wissens diente Ovid insbesondere als moralische Exempelquelle für die Fürstenspiegel bis ins 17. Jahrhundert, wobei häufig auf die Auslegungen des im 14. Jahrhundert entstandenen Ovide Moralisée zurückgegriffen wurde, allegorische Deutungen der Göttergeschichten im christlichen Sinne.